So fährt der leistungsstärkste Lotus:
Lotus steigert die Leistung des Evora auf 436 PS und nennt ihn GT430. Der Sportwagen beschleunigt so schnell wie eine Corvette Z06 oder ein Mercedes-AMG GT S. Das Prunkstück ist aber die Aerodynamik, die den Evora um Kurven fliegen lässt.
Einen wirklich vollständig neuentwickelten Lotus werden wir frühestens in drei Jahren sehen. Bis es soweit ist, bringt der englische Sportwagenbauer von seinen Baureihen Elise, Exige und Evora von Zeit zu Zeit neue Derivate und zündet neue Leistungsstufen. Diesmal ist der grösste und am komfortabelsten gestrickte Lotusdran. Den GT430 baut Lotus in zwei Karosserievarianten. Einmal mit Flügel und einmal ohne. Im letzten Fall trägt er den Zusatz „Sport“. Wir sind beide Modelle gefahren. Den beflügelten Mittelmotorsportwagen auf der Rennstrecke, sein unauffälliger gestaltetes Pendant auf Landstraßen und durch englische Ortschaften. Das haben wir während unseres Besuchs und auf der Fahrt gelernt.
Die Exige Cup 380 ist wie eine Blaupause für den neuen Evora GT430. Beide tragen eine grosse Karbon-Spoilerlippe, entlüften über Kiemen auf der Oberseite die vorderen Radhäuser, tragen den Scheibenwischer aus Strömungsgründen in der Ausgangsstellung mittig und haben auf dem Heck einen großen Flügel.
Sowohl für den GT430 als auch den GT430 Sportgilt: Für die bessere Durch- und Umströmung wuchsen die Ausbuchtungen in der Frontschürze. Sie fassen ausserdem Karbon-Inlets für die Luftführung. Das Nummernschild wurde für die Aerodynamik und die bessere Anströmung der Kühler höher gesetzt. Der Diffusor ist größer. „Eigentlich wollten wir erst einen Cup-Sportwagen aus dem Evora machen“, verrät Lotus-Geschäftsführer Jean-Marc Gales. „Aber wir haben bei der Aerodynamikentwicklung solch beeindruckende Ergebnisse erzielt, dass wir zusammen mit der Leistungssteigerung lieber einen GT gebaut haben.“ GT auch, weil der GT430 vom Rennwagen Evora GT4 aus britischen Meisterschaften abstammt.
Die Ingenieure konzipierten die Aerodynamik über CFD-Simulationen. Im Windkanal wurde optimiert. In zwei Sitzungen über jeweils zwei Tage. Man spürt den Anpressdruck des Evora GT430 vor allem auf der Rennstrecke. Schnelle Wechselkurven meistert der Mittelmotorsportwagen, ohne mit der Karosserie aufzuschaukeln. Du scheuchst ihn auf dem Lotus-Testgelände in Hethel präzise mit 120 km/h von Scheitelpunkt zu Scheitelpunkt, hältst ihn schön auf Zug und trittst am Ausgang des Geschlängels früh auf das Gaspedal. Schon hat er über 140 Sachen drauf. Und 64 Kilogramm pressen ihn unsichtbar auf die Straße. So viel, wie der Evora Sport 410 erst bei 241 km/h generiert.
Bei der Höchstgeschwindigkeit von 305 km/h pressen 250 Kilogramm den GT430 auf den Asphalt. Das ist laut Gales mehr Abtrieb als der Formel1-Rennwagen Lotus 72 von 1970 aufbrachte. „250 Kilogramm sind im Verhältnis das Optimum. Mit 300 Kilogramm hätten wir die Bremsen zum Beispiel größer dimensionieren müssen. Das schlägt wieder auf das Gewicht.“
Jetzt muss man dazu sagen, dass es auf der Welt wohl keine Rennstrecke gibt, die so eine schnelle Kurve für den Evora bereithält, in der er den maximalen Anpressdruck wirklich ausspielen könnte. Das Abtriebsverhältnis zwischen Front und Heck beziffert Lotus auf rund 100 zu 150 Kilogramm. „Drei Viertel im Heckgehen auf den Flügel“, sagt Gales. „Der Flügel wiederum wirkt sich auf die Vorderachse aus. Ohne die Radhausentlüftung hätten wir dort zu wenig Grip und das Auto würde untersteuern. Anders herum würde das Auto ohne Heckflügel zu viel Anpressdruck vorne haben und hinten nur rutschen.“ Die bessere Durchströmung der vorderen Kotflügel bringt 40 Kilogramm Anpressdruck.
Der Evora GT430 Sport verzichtet auf die Karbon-Lippe, die Radhausentlüftung und den Flügel. Das kostet Abtrieb (er generiert maximal 100 Kilogramm), erhöht dafür das Maximaltempo auf 315 km/h und senkt das Gewicht gegenüber dem GT430. Bis zu zehn Kilogramm, wenn man auf die breiteren Reifen verzichtet. „Manche Kunden wollen das Potential im Auto haben. Ihnen reicht aber das Wissen, was Motor und Chassis leisten können. Äusserlich halten sie es lieber dezent“, erklärt Gales den Gedanken hinter den zwei Karosserieformen. Im Prinzip verhält es sich mit GT430 und GT430 Sport wie mit Porsche 911 GT3 und Porsche 911 GT3 Touring-Paket – dem inoffiziellen Nachfolger des Porsche 911 R.
26 bzw. 36 Kilogramm weniger als im Evora Sport 410
Ohnehin drückt Lotus das Leergewicht beider Sportwagen. Der GT430 wiegt leer 1.299 kg, die Sportversion wie gesagt zehn Kilogramm weniger. Gegenüber dem Evora Sport 410 bedeutet das eine Ersparnis von 26 bzw. 36 Kilogramm.
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